Der Personaler macht es Dir im Vorstellungsgespräch nicht immer ganz leicht

Typische Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch

Deine Bewerbungsunterlagen haben überzeugt und Du bist zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Welche Fragen werden häufig gestellt und welche Antworten sind gewünscht? Wir zeigen Dir, wie Du am besten reagierst.

Frage 1: "Was würden Sie heute für Ihren beruflichen Werdegang während des Studiums anders machen?"

"Nicht viel. Vielleicht würde ich versuchen, ein weiteres Praktikum einzubauen. Wobei ich sagen muss, dass mir die Erfahrung aus meinem sechsmonatigen Auslandspraktikum sehr viel gebracht hat. Dadurch weiss ich heute genau, in welchem Bereich ich arbeiten möchte."

Dass Du eigentlich lieber Pädagogik studiert hättest, die finanziellen Aussichten mit Wirtschaftswissenschaften aber besser sind, solltest Du für Dich behalten. Auch wenn Dir Deine Arbeit Spass macht, könnte es so aussehen, als bist Du vor allem am Geldverdienen interessiert und würdest dementsprechend wenig Leistungsmotivation mitbringen.

Frage 2: "Warum wollen Sie Ihren Arbeitgeber wechseln?"

"Die letzten Jahre in dem Unternehmen waren eine gute Zeit und gaben mir die Möglichkeit, meine Fähigkeiten auszubauen und mich aktiv am Firmengeschehen zu beteiligen. Jetzt möchte ich mich gerne neu orientieren. So kann ich mein gewonnenes Wissen in Ihrem Unternehmen einsetzen und neue Erfahrungen sammeln."

Rede nie schlecht über Deine ehemalige Firma, auch wenn Du aus einer persönlichen Unzufriedenheit heraus gekündigt hast. Auch Probleme mit Kollegen und Vorgesetzten sind tabu. Dein neuer Arbeitgeber könnte sonst denken, dass in Deinem neuen Job dieselben Schwierigkeiten auftreten könnten.

Frage 3: "Was ist Ihnen lieber: Telefonieren, Schreiben oder ein persönliches Gespräch?"

"Das lässt sich nicht pauschal sagen. Geht es um eine Einladung, ist ein Brief von Vorteil. Will man einen Termin absprechen, geht das telefonisch. Alles andere, wie firmenspezifische Abläufe oder Diskrepanzen, sollte  besser in einem persönlichen Gespräch geklärt werden. Abgeneigt bin ich keiner Variante, es hängt von der Situation ab."

Vorsicht bei "Entweder-Oder-Fragen". Sich für eine Sache zu entscheiden, ist nicht immer ratsam und kann den Eindruck vermitteln, dass Du den anderen Aspekt nicht besonders gut beherrschst.

Frage 4: "Welche Hobbys haben Sie?"

"Ich spiele ein Mal in der Woche Tennis und gehe  gerne mal schwimmen. Ansonsten lese ich viel und engagiere mich bei der Freiwilligen Feuerwehr in unserer Ortschaft."

Diese Frage ist scheinbar harmlos, Deine Antwort liefert dem Personalverantwortlichen aber viele Fakten. Betreibst Du beispielsweise mehr als drei Sportarten, bist Du freizeitliebend. Dass Du gerne mit Freunden einen trinken gehst, solltest Du besser verschweigen, wenn Du nicht als Partymacher gelten willst. Antworte deshalb immer mit Bedacht und nenne nur ausgewählte Hobbys.

Frage 5: "Hatten Sie schon mal Probleme mit Ihrem Vorgesetzten?"

"Probleme gab es nie. Höchstens einmal die ein oder andere fachliche Meinungsverschiedenheit. Die konnten wir jedoch immer in einer konstruktiven Diskussion ausräumen und so das beste Ergebnis für die Firma erzielen."

Ein reibungsloses Verhältnis zwischen Chef und Angestellten gibt es selten. Das wissen auch Personalverantwortliche. Ein "Wir haben uns immer super verstanden!" kann schnell Misstrauen hervorrufen. Gebe daher gelegentliche Unstimmigkeiten zu, verdeutliche aber, dass diese immer fachlicher Natur waren.

Frage 6: "Wo liegen Ihre grössten Schwächen?"

"Ich bin manchmal ein Morgenmuffel. Das gibt sich allerdings mit der ersten Tasse Kaffee. Darüber hinaus bin ich nicht gut im Kochen. Egal wie viel Mühe ich mir gebe, es will mir nie so recht gelingen."

Die berühmte Ungeduld und die Unfähigkeit, das Lob des Chefs annehmen zu können, sind Personalern schon mehr als gut bekannt. Dass Du Schwächen hast, ist vollkommen klar. Beschränke Dich aber auf Belangloses, das mit Deinem Beruf nicht in Verbindung steht.

Frage 7: "Wie gehen Sie mit Kritik um?"

"Ich höre mir Kritik grundsätzlich erst einmal an. Dann denke ich darüber nach, ob mein Gegenüber richtig liegt. Ist das der Fall, bemühe ich mich, die Kritikpunkte aus der Welt zu schaffen. Ist die Kritik meiner Meinung nach unangebracht, suche ich nochmals das Gespräch mit ihm und versuche, ihn von meinem Standpunkt zu überzeugen."

Natürlich ist es wichtig, dass Du kritikfähig bist. Schliesslich wird der Personalverantwortliche niemanden einstellen, der sich nichts sagen lässt. Gleichzeitig solltest Du aber nicht zu schnell klein beigeben. Nicht jede Kritik ist gerechtfertigt, also solltest Du auch in der Lage sein, Dich zu verteidigen.

Frage 8: "Bei welchen anderen Firmen haben Sie sich noch beworben?"

"Seit meinem Studienabschluss bin ich aktiv auf der Suche, speziell in der Controlling-Branche. Aufgrund meines breiten Netzwerks und meiner Beziehungen über Professoren habe ich mich gezielt bei einigen Unternehmen beworben, zu deren Profil meine Fähigkeiten gut passen. Am besten wäre natürlich, wie in Ihrem Fall, ein Unternehmen, welches auch international tätig ist."

Die Namen der anderen Firmen solltest Du aussen vor lassen. Beschränke Dich auf die Branche. Dem Personaler geht es hier darum, mehr über Diene Motivation herauszufinden: Hast Du Dich bewusst beworben oder hundert Bewerbungen verschickt, in der Hoffnung, irgendetwas zu bekommen? Stehst Du in Verhandlungen mit einer anderen Firma, dann solltest Du das den Personalverantwortlichen wissen lassen. Das sagt ihm, dass Du heiss umworben wirst und er sich mit seiner Entscheidung beeilen muss.

Frage 9: "Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?"

"Ich denke, dass ich nicht nur das erforderliche Fachwissen, sondern auch die notwendigen Erfahrungen mitbringe. Durch mein Praktikum in der Wirtschaftsprüfung konnte ich mir viel Wissen aneignen, das ich gut in die Arbeit bei Ihnen integrieren kann. Ausserdem habe ich schon in vielen Gruppenarbeiten meine Fähigkeiten im Teamworking und Koordinieren bewiesen. Insofern bin ich sehr gut auf die gemeinschaftliche Arbeit in Ihrem Unternehmen vorbereitet."

Sinn der Frage ist es, Dein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu testen, denn nur wer weiss, wozu er fähig ist, kann auch dementsprechend arbeiten. Erzähle also was Du kannst und was das dem Unternehmen nutzen kann. Natürlich solltest Du auch hier nicht allzu dick auftragen. Der Grad zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit ist schmal.

Frage 10: "Wie sehen Ihre Lohnvorstellungen aus?"

"Geld ist natürlich wichtig, aber nicht das Hauptkriterium. In erster Linie möchte ich in einem Unternehmen arbeiten, in dem ich meine Fähigkeiten entfalten und ausbauen kann. Wenn Sie eine Zahl hören möchten, würde sich meine Vorstellung bei etwa xxx Schweizer Franken einpendeln. Natürlich soll meine Arbeitsleistung dem aber auch gerecht werden."

Als Berufseinsteiger, insbesondere als Trainee, wirst Du kaum verhandeln können, da die Einstiegsgehälter meist von vornherein festgelegt sind. Informiere Dich trotzdem im Vorfeld, was Du als Jobanfänger erwarten kannst (Einstiegsgehalt: Das verdienen Absolventen), da es sein kann, dass Du dennoch gefragt wirst. Bist Du bereits seit einigen Jahren im Berufsleben, gebe dem Personalverantwortlichen Deine Gehaltsvorstellung mit einer Begründung an. Das reine Nennen von Zahlen solltest Du vermeiden, sonst wirkst Du eventuell zu materialistisch und geldbezogen.

Häufig kommt es im Vorstellungsgespräch auch zu unangenehmen Fragen. Diese dienen dazu, den Bewerber in eine Stresssituation zu versetzen. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen und reagiere souverän: 

"Wieso haben Sie so lange studiert?"

Grundsätzlich ist ein langes Studium nichts Schlimmes, es sei denn, Du warst faul und gibst das auch im Vorstellungsgespräch zu. Hast Du allerdings nebenbei Berufserfahrung gesammelt, wird man Dir das nicht negativ anrechnen. Eine gute Antwort auf diese Frage im Vorstellungsgespräch wäre: "Ich habe mir mein Studium selbst finanziert. Dadurch konnte ich parallel zum Studium bereits konkrete Berufserfahrung in … erwerben."

"Sie haben Ihr Studium vor einem knappen Jahr beendet. Warum haben Sie bis jetzt noch keine Stelle?"

Dass Dir in den letzten Monaten lediglich Praktikanten- oder Aushilfsstellen angeboten wurden, die Du nicht annehmen wolltest, muss der Personalverantwortliche im Vorstellungsgespräch nicht wissen. Sonst könnte er denken, dass Du nur am Geldverdienen und weniger am Erfahrungsgewinn interessiert bist. Eine diplomatische Antwort wäre: "Der Anfang hat sich etwas schwieriger gestaltet, als ich zunächst gedacht hatte. Nach diversen Praktika und einem Auslandssemester habe ich mich gezielt bei Unternehmen beworben, die sowohl Internationalität als auch meinen Studienschwerpunkt im Finance Accounting miteinander vereinen. Das hat meine Suche stark eingeschränkt, so dass es etwas länger gedauert hat."

"Was war Ihr grösster Misserfolg?"

Misserfolge hat jeder, doch keiner wird damit gerne konfrontiert. Vor allem nicht im Vorstellungsgespräch. Das weiss auch der Personalverantwortliche. Mit dieser Frage will er herausfinden, wie Du mit Misserfolgen umgehen und ob Du diese nutzt, um Dich neu zu motivieren. Antworte daher im Vorstellungsgespräch beispielsweise mit: "Schwer zu sagen. Eigentlich war es eine Drei in Statistik, die mich im nächsten Semester dazu bewegt hat, noch viel mehr Energie in dieses Fach zu stecken. Sie sehen, jetzt steht da eine Fünf…"

"Wie sehen Ihre Vermögensverhältnisse aus?"

Du überlegst schon im Bekanntenkreis, wem Du Informationen über Deine finanziellen Verhältnisse anvertraust. Warum solltest Du diese also im Vorstellungsgespräch offenlegen? Ob Du nun eine grosse Summe von Deiner Grosstante geerbt hast oder Dein Partner eine gut bezahlte Position inne hat, geht den Personalverantwortlichen nichts an. Kommst Du beispielsweise aus guten Verhältnissen, könnte schnell Zweifel an Deiner Arbeitsmotivation aufkommen, da Du Arbeit eigentlich nicht nötig hast. Antworte im Vorstellungsgespräch am besten, dass Du Dich im durchschnittlichen Rahmen befindest.

"Glauben Sie, dass Sie in dem Outfit einen Job finden?"

Mit dieser Frage versucht der Personaler Dich im Vorstellungsgespräch persönlich anzugreifen, um Deine Reaktion abzuwarten. Reagiere jetzt nicht patzig oder mit der Entgegnung, dass Dir sein Anzug auch nicht gefalle. Antworte kurz und selbstbewusst mit  "Ja, das denke ich. Dennoch hoffe ich, dass ich Sie vor allem mit meinen Fähigkeiten überzeugen kann."

"Nennen Sie zwei positive und zwei negative Charaktereigenschaften von Ihnen." 

Die bekannte Frage nach Stärken und Schwächen wird in diesem Vorstellungsgespräch auf die Spitze getrieben, in dem Du gebeten wirst, gleich vier Charaktereigenschaften zu nennen. Versuche nicht, Stärken als vermeintliche Schwächen zu verkaufen. Das durchschauen Personaler sofort. Nenne im Vorstellungsgespräch besser Schwächen, die nicht unmittelbar etwas mit der angestrebten Position zu tun haben. Gebe zu, früh morgens nicht übermassig gesprächig zu sein, erwähne aber auch, dass sich das mit dem ersten Kaffee legt.

Grundsätzlich zulässig sind Fragen, die dem Personaler im Vorstellungsgespräch Aufschluss über die Eignung des Bewerbers für das Arbeitsverhältnis geben. Persönliche Fragen im Vorstellungsgespräch, die nicht in direktem Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit stehen, sind unzulässig und müssen von dem Bewerber nicht beantwortet werden. Dieser Sachverhalt ist in Artikel 328b des Schweizer Obligationenrechts festgehalten.

Zu den unzulässigen Fragen im Vorstellungsgespräch zählen solche nach dem Gesundheitszustand eines Bewerbers ebenso wie die nach politischer Gesinnung oder Vorstrafen. Hier kann der Bewerber die Antwort nicht nur verweigern, sondern die Frage sogar unwahr beantworten.

"Wie steht es um Ihre Gesundheit?", "Gehen Sie oft zum Arzt?"

Damit möchte der Personalverantwortliche abschätzen, wie oft mit einer Krankmeldung von Ihnen zu rechnen ist. Er darf sich jedoch im Vorstellungsgespräch nur nach Krankheiten erkundigen, die Ihre langfristige Leistungsbereitschaft und Einsatzfähigkeit beeinträchtigen würden. Erkältungen, Allergien oder gelegentliche Kopfschmerzen müssen Sie nicht erwähnen.

"Sind Sie schwanger?", "Wie sieht es mit Ihrer Familienplanung aus?"

Bei der Beantwortung dieser beiden Fragen dürfen Sie im Vorstellungsgespräch getrost lügen. Auch Fragen, die Ihre Intimsphäre betreffen, müssen Sie nicht wahrheitsgemäss beantworten. Eine Antwort sollten Sie aber in jedem Fall parat haben. Beispiel: "Mit Familienplanung habe ich mich noch nicht beschäftigt. In den nächsten Jahren möchte ich mich ganz auf meinen Beruf konzentrieren." Das ist auf jeden Fall besser als ein beleidigtes "Das geht Sie nichts an."

Beachten Sie: Ist in Ihrem Job körperliche Fitness notwendig, dürfen Sie eine Schwangerschaft im Vorstellungsgespräch nicht verschweigen.

"Wie ist es um Ihre religiöse Ausrichtung bestellt?", "Sind Sie Anhänger einer Partei?"

Informationen zu Religion oder Parteizugehörigkeit sind für den Arbeitgeber tabu. Niemand darf aufgrund seiner religiösen oder politischen Einstellung Nach- bzw. Vorteile im Job haben. Halten Sie sich daher neutral, auch wenn Sie aus Überzeugung Anhänger einer Religion sind. Eine Ausnahme machen Sie nur, wenn Sie sich bei kirchlichen Trägern oder parteinahen Organisationen bewerben.

Weitere Autoren:  Eva Schenkelberg und Isabell Ruck


Staufenbiel Institut

baranq/shutterstock.com

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