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Interview: Karriere mit Kaffee

Sie forschten später bei Nestlé an den Aromen der Nespresso Kapseln.
Wir forschten an den aromatischen Charakteristika der Kapseln. Es galt, das analytisch gemessene, mathematische Bild in Sprache umzusetzen, um über Aromen sprechen zu können. Die chemische Zusammensetzung eines jeden Kaffeearomas ist sehr abstrakt. Wir wollten aromatische Profile von Kaffeekapseln für den auf Lifestyle ausgerichteten Kunden greifbar machen und die Kaffeekompetenz herausstellen – Nespresso ist mehr als Clooney und Alinghi. Wir haben begonnen, Chromatogramme von Kaffeearomen über mathematische Umwandlungen in Melodien und 3-dimensionale Topologien (Berglandschaften) zu verwandeln und sinnlich wahrnehmbar zu machen.

Sie wechselten dann intern von Nestlé zu Nespresso und arbeiteten als Corporate Communication PR Manager.
Ziel als PR Manager war es, die Wissenschaft einfach darzustellen, und diese in eine für die Presse interessante und verständliche Form zu übersetzen. Gleichzeitig stand im Vordergrund die sehr hohe Kaffee-Fachkompetenz, die hinter der Entwicklung eines Produktes wie Nespresso steckt, auch für Konsumenten greifbar und erlebbar zu machen. Bei Boutiqueeröffnungen habe ich dazu Vorträge gehalten und es gab Degustationen, um die grossen Unterschiede zwischen den Aromen der einzelnen Kapseln heraus zu schmecken.

Wie kam es schliesslich zum Kaffeeforschungszentrum an der ZHAW?
Ich bewarb mich auf eine Dozentenstelle für analytische Chemie an der ZHAW. Beim Interview sagte ich, dass ich gerne ein Kaffeeforschungszentrum aufbauen und einen Nachdiplom- Studiengang "The Science and Art of Coffee" anbieten möchte. Das kam gut an und ich bekam volle Unterstützung. Heute studiert der 3. Jahrgang. Daneben haben wir einmalige Forschungslaboratorien aufgebaut, wo wir in sehr enger Zusammenarbeit mit vielen weltweit tätigen Unternehmen alles rund um den Kaffee erforschen – von Projekten in Anbauländern bis hin zum Konsumenten.

Steckbrief:

Prof. Dr. Chahan Yeretzian ist Leiter der Fachstelle für Analytische und Physikalische Chemie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil. Vor sieben Jahren von Nestlé aus an die Hochschule kommend, etablierte er ein Kaffeekompetenz Zentrum und initiierte das erste Nachdiplomstudium zum Thema Kaffee (www.icbc.zhaw.ch/coffee), welche heute weltweit eine Referenz bezüglich Kaffeeforschung und Ausbildung darstellt. Prof. Yeretzian ist seit 2008 Vorstandsmitglied der Schweizer Sektion der Specialty Coffee Association of Europe (SCAE) und seit 2014 im Board of Directors der SCAE.

Wie sieht die Zukunft des Kaffeemarktes aus?

Kaffee ist ein stabiler, ja stets wachsender Markt, und nur wenig krisenanfällig. Kaffee wird immer getrunken und es gibt viele Innovationen um das Brühgetränk herum – Verpackung, Qualität, Maschinenherstellung, Röstung und Kapseln. Während man in der Schweiz neun Kilogramm Kaffee pro Kopf im Jahr trinkt, sind es in Indien 80 Gramm pro Kopf, in China nur 60 Gramm. Es gibt also noch viel Potenzial.

Das heisst, es gibt viele Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen?

Definitiv – Kaffee umfasst alle Bereiche des Lebens und es ist auch eine Welt in sich. Angefangen in den Anbauländern bis hin zum Café vor Ort. Ganz wichtig aus meiner Sicht ist, dass Absolventen neben dem Verständnis der gesamten Wertschöpfungskette auch Spezialisten in ihrem eigenen Fachgebiet bleiben und nicht nur reine Generalisten sind. Ich bin überzeugt, dass solche Leute den wichtigsten und nachhaltigsten Beitrag leisten werden und auch in ihrer beruflichen Entwicklung am Nachhaltigsten sind.

Ihre Karrieretipps für Absolventen:

Zwei Tipps. Erstens: Informiere Dich über die menschlichen und moralischen Qualitäten des Managements des Unternehmens und Deines direkten Vorgesetzten, wo Du eine Stelle antreten möchtest. Sie sind ein Vorbild für alle im Unternehmen und definieren, was auf allen Stufen im Betrieb nachgelebt wird. Zweitens: Wenn Du als Wissenschaftler eine berufliche Laufbahn in einem Unternehmen antrittst, sei sehr offen gegenüber dem neuen Umfeld. Viele treten den Unternehmen etwas arrogant gegenüber auf, da sie denken, die Universität oder Hochschule ist besser als die Industrie. So kommt man nicht weiter. Der Schlüssel zum Erfolg: Konzentriere Dich auf Deine neuen Aufgaben. Erst muss man liefern, bevor man die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Wenn Du Dein Umfeld verstehst und positiv eingestellt auf neue Aufgaben zugehst, erhältst Du oft tolle Chancen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Verena von Herwarth.
Datum: 04/2015

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